Sprachen lernen
Eine Sprache, ein Mensch. Zwei Sprachen, zwei Menschen.
Bir lisan, bir insan. Iki lisan, iki Insan.
(Türkisches Sprichwort)



Türkische Sprache

Die türkische Sprache (Eigenbezeichnungen: Türk dili, Türkçe) oder kurz: Türkisch ist die Amtssprache in der Türkei und gehört zu den oghusischen Sprachen. Als Alternativbezeichnung ist auch aus der Turkologie "Türkei-Türkisch" (Türkiye Türkçesi) bekannt.

Türkisch enthält zahlreiche Mundarten, wobei heute die Istanbuler Mundart die türkische Hochsprache bildet. Weitere Mundarten innerhalb der Türkei werden in der Schwarzmeerregion sowie in Ostanatolien und an der Ägäis gesprochen.

Verbreitung

Das heutige Türkisch ist die Muttersprache von rund 58 Millionen Menschen in der Türkei oder von gut 80 % der dortigen Bevölkerung (1987). 845.550 Menschen benutzen Türkisch in Bulgarien (1986), 37.000 in Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Aserbaidschan (Schätzungen 1979). Für 180.000 Menschen ist Türkisch die Muttersprache auf Zypern und für 128.380 in Griechenland (1976). 63.600 Sprecher leben 1984 in Belgien, etwa 170.000 in Österreich (2000) und rund 2 Millionen in Deutschland (2003). Ferner sprachen 1982 in Rumänien noch 14.000 und auf dem Gebiet von Ex-Jugoslawien, insbesondere Mazedonien 250.000 türkisch.

Türkisch

1990 war Türkisch im Irak noch für rund 3.000 und im Iran für 700.000 Menschen die Muttersprache. In den USA lebten 1970 24.123 Sprecher des Türkischen, und für Kanada wurden 1974 8.863 türkische Muttersprachler angegeben. In Frankreich gaben 1984 rund 135.000 und in den Niederlanden knapp 150.000 Menschen Türkisch als Muttersprache an. 1988 wurden in Schweden rund 5.000 Türkischsprachige registriert.



Zurzeit (2007) sprechen insgesamt ungefähr 70 Millionen Menschen Türkisch.

Geschichte

Die heutige türkische Sprache geht direkt auf das Oghusische zurück, die Sprache der östlichen Turk-Stämme, die einst in Zentralasien siedelten und ab dem 8./10. Jahrhundert von den anderen konkurrierenden uyghurisch-türkischen Stämmen in den Westen verdrängt wurden. Daher zählte einst auch die Sprache der Göktürken, Seldschuken und der späteren Osmanen zu den westlichen Turksprachen.

Die Osmanische Sprache war sehr stark vom Arabischen und zu einem geringeren Teil auch vom Persischen beeinflusst. Im Jahre 1928 ergriff der laizistische Umsturz auch die Sprache. Die Einführung der lateinischen Schrift für die türkische Sprache in Staaten der Sowjetunion erleichterte auch die Verwendung des lateinischen Alphabets in der Türkei. Die Kontakte zu anderen Turkvölkern jenseits der Grenze sollte gewahrt werden. Die Abschaffung der arabischen Schriftzeichen führt zu einer Profanisierung der Schrift. Dieser Schritt vergrößerte die Distanz zur osmanischen und mehr noch zur islamischen Vergangenheit der Türken. Die Säkularisierung der modernen Türkei setzte sich fort.

Nach der Gründung der Türkischen Republik 1923 begann man in den 1930er Jahren, fremde Lehnwörter durch teils bereits vorhandene, teils neugebildete türkische Wörter zu ersetzen. Dieser Prozess ist bis heute nicht abgeschlossen, so dass sich immer noch viele Wörter arabischen und persischen Ursprungs finden. Aus osmanischer Zeit stammen auch viele italienische und griechische Lehnwörter, seit dem 19. Jahrhundert kam vor allem Vokabular französischer, im 20. Jahrhundert auch englischer Herkunft hinzu.

Als die engsten Verwandten der türkischen Sprache gelten heute das Aserbaidschanische und das Turkmenische. Im weitesten Sinne zählt auch der balkantürkische Dialekt der Gagausen im heutigen Moldawien zu den engeren Verwandten des Türkischen.

Alphabete

Die alten Osttürken oder Oghusen waren ein bedeutendes Kulturvolk, sie besaßen in der türkischen Runenschrift ein bescheidenes alttürkisches Schrifttum.

Ab dem 10. Jahrhundert galten die Oghusen als islamisiert, und sie übernahmen die arabische Schrift, die um persische Zusatzzeichen ergänzt war. Allerdings war dieses Alphabet für die lautreiche türkische Sprache sehr ungeeignet.

Anfang 1926 nahm Kemal Atatürk im aserbaidschanischen Baku an einem Kongress der Turkologen teil, bei dem u. a. die Schaffung einer Lateinschrift für die Turkvölker gefordert wurde. (Aserbaidschan hatte schon seit 1922 eine lateinisch-basierte Schrift: das einheitliche türkische Alphabet.)

Seit 1928 wird das Türkische durch eine von Kemal Atatürk mitentwickelte Variante der lateinischen Schrift wiedergegeben. Atatürk nannte dieses neue Schriftsytem Neues türkisches Alphabet. Grundlage für die Neuschreibung der Wörter (wie für die allgemeine Sprachreform) war die Istanbuler Mundart. Bei den Schreib- und Ausspracheregeln existieren deshalb keine Ausnahmen.

Das türkische Alphabet umfasst 29 Buchstaben, wobei jedem Laut ein Buchstabe zugeordnet ist:

a b c ç d e f g ğ h ı i j k l m n o ö p r s ş t u ü v y z

Grammatik

Das Türkische ist eine agglutinierende Sprache und unterscheidet sich somit wesentlich von den indogermanischen Sprachen. Agglutination bedeutet, dass alle grammatischen Formen durch eine (eindeutige) Endung angezeigt werden. Dabei können mehrere Endungen aufeinander folgen, wobei die Reihenfolge festgelegt ist.

Bei der Suffigierung, also beim Anhängen der Endungen, spielt die Vokalharmonie eine große Rolle: die Vokale der Endungen richten sich nach dem letzten Vokal des Stammwortes bzw. der vorhergehenden Endung. Man unterscheidet hierbei die große Harmonie, bei der ein Endungsvokal zu i, i, u oder ü werden kann, und die kleine Harmonie, die a und e als Alternativen kennt. Ein Beispiel für die kleine Vokalharmonie ist die Endung -da/-de für die Ortbestimmung.

Es kommt vor, dass infolge der Vokalharmonie mehrere Endungen mit dem gleichen Vokal aufeinander folgen (z. B. huzursuzsunuz: "ihr seid unruhig"). Da dies auch beim für deutsche Ohren offenbar lustig anmutenden ü der Fall ist (z. B. üzgünsünüz: "ihr seid traurig, es tut euch leid"), wird das Türkische in Deutschland manchmal als "ü-Sprache" bezeichnet.

Das Türkische kennt fünf Fälle: Nominativ, Akkusativ, Dativ, Lokativ und Ablativ, mitunter wird der Genitiv als sechster Fall genannt.

Wortschatz

Der Stamm von ursprünglichen türkischen Wörtern war im elitären Osmanischen Reich zugunsten von Lehnwörtern aus dem Persischen (Kunst, Kultur und Lebensart) und dem Arabischen (Religion) möglichst klein gehalten worden und galt als bäuerlich. Nicht alle diese Lehnwörter konnten im modernen Türkisch durch alte türkische Wörter oder durch türkische Neuschöpfungen ersetzt werden. Dennoch führte die vermehrte Verwendung von lehnwortfreiem Türkisch zu einer Identifizierung weiter Bevölkerungskreise mit dem Türkischen und zu einem nationalen Selbstbewusstsein.

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Türkische Sprache aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.