Die spanische Sprache (Spanisch; span. español, castellano) gilt als Weltsprache und gehört zum romanischen Zweig der
indogermanischen Sprachen. Spanisch wird manchmal mit dem Portugiesischen und Katalanischen in die engere Einheit des
Iberoromanischen eingeordnet. Eine andere Unterscheidungsmöglichkeit gliedert das Spanische zusammen mit dem Französischen,
dem Katalanischen, dem Portugiesischen, dem Okzitanischen und weiteren kleineren romanischen Sprachen in die Westromania ein.
Da die spanische Schriftsprache vom Sprachgebrauch der zentralspanischen Region Kastilien geprägt wurde, und um die Sprache von den
anderen in Spanien gesprochenen romanischen Idiomen (vor allem Galicisch und Katalanisch) sowie der Nationalitätsbezeichnung "Spanisch"
abzugrenzen, findet man auch die Bezeichnung castellano ("kastilische Sprache"). Während diese Bezeichnung in Spanien vorwiegend von Sprechern
der anderen Sprachen (Katalanisch, Galicisch, Baskisch) benutzt wird, um dem Spanischen den Vorherrschaftsanspruch durch den Gleichklang des Namens
der Sprache und des Landes abzusprechen, wird die Bezeichnung castellano in Hispanoamerika ohne politischen Hintergedanken verwendet.
Spanisch wird mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Im modernen Spanisch werden der Akut-Akzent für Vokale und die beiden Zeichen ñ und ü
verwendet. In vielen Wörterbüchern finden sich auch das ch und das ll noch als eigenständige Buchstaben.
Spanisch wird gegenwärtig von ca. 360 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen. Damit hat das Spanische 20 Millionen Muttersprachler mehr
als das Englische. Die meisten Spanisch-Sprecher leben in Süd- und Mittelamerika. Inklusive Zweitsprachler beläuft sich die Zahl der Sprecher
auf ca. 420 Millionen. Damit ist Spanisch - nach Mandarin-Chinesisch, Hindi und Englisch - die am vierthäufigsten gesprochene Sprache der Welt.
Als offizielle Amtssprache dient Spanisch in der Europäischen Union, in der Organisation Amerikanischer Staaten sowie bei den Vereinten Nationen.
Die Rechtschreibung des Spanischen kommt dem Ideal recht nahe, Laut für Laut das gesprochene Wort nachzubilden. So werden häufig auch übernommene Fremdwörter in ihrer Schreibung so angepasst, dass sich die Aussprache wieder automatisch ergibt (Beispiel: englisch bacon wird zu Spanisch beicon oder englisch football wird zu spanisch fútbol). Bei den lateinamerikanischen Varianten gilt dies nur mit Einschränkungen (teilweise werden Buchstaben anders ausgesprochen, wenn das Wort indianischen Ursprungs ist, besonders "ll" und "x").
Substantiv
Das Spanische kennt drei Geschlechter: Zwar sind alle Substantive entweder männlich oder weiblich; ein Neutrum gibt es hingegen für abstrakte Begriffe:
lo bonito = das Schöne, daher auch das Personalpronomen ello (Neutrum!), z.B. con todo ello = mit (od. trotz) alledem.
Fälle werden nicht durch Endungen angezeigt, sondern durch Präpositionen.
- Nominativ: ohne Präposition, z.B. la chica = das Mädchen
- Genitiv: Präposition de, z.B. de la chica = des Mädchens
- Dativ: Präposition a, z.B. a la chica = dem Mädchen
- Akkusativ: Bei Personen durch die Präposition a (z.B. Veo a la chica = Ich sehe das
Mädchen), bei Dingen ohne Präposition (z.B. Veo el arbol. = Ich sehe den Baum)
Der Plural wird bei Substantiven, die auf einem Vokal enden, durch Anhängen des Buchstabens s gebildet (z.B. la chica = das Mädchen, las chicas = die
Mädchen), bei solchen, die auf einem Konsonanten enden, durch Anhängung von -es (z.B. el árbol = der Baum, los árboles = die Bäume).
Adjektiv
Die männliche Form endet auf -o, die weibliche auf -a. Im Plural lautet die Endung entsprechend der Regel für die Substantive -os bzw. -as.
Meist steht das Adjektiv hinter dem Substantiv, das es näher beschreibt. Beispiel: Veo una casa bonita. - Ich sehe ein schönes Haus. Es gibt
jedoch auch Ausnahmen. In diesen Fällen entfällt bei der männlichen Form im Singular das o. Zu diesen Adjektiven zählen: primer/a, tercer/a,
buen/a und mal/a.
Die Steigerung erfolgt in den allermeisten Fällen wie im Französischen durch ein Hilfswort: más. Beispiel: Pablo es más joven que Juan - Pablo ist
jünger als Juan. Nur bei ein paar Ausnahmen wird die germanische Steigerung (durch Veränderung des Wortes selbst) benutzt: buen (gut) - mejor, mal
(schlecht) - peor, mucho (viel) - más, poco (wenig) - menor, gran (groß) - mayor. Der Superlativ wird durch Einfügung eines Artikels gebildet:
Carlos es el más viejo de su clase - Carlos ist der Älteste aus seiner Klasse. María es la mejor alumna de su instituto - María ist die beste
Schülerin aus ihrer Schule. Ferner kennt das Spanische den im Deutschen inexistenten superlativo absoluto: pésimo (von mal, peor = etwa
allerschlechtest), paupérrimo (von pobre = etwa mausarm), buenísimo / óptimo (von bueno = etwa 'superklasse').
Verb
Es gibt drei Konjugationen: Die a-Konjugation (z.B. hablar), die e-Konjugation (z.B. comer) und die i-Konjugation (z.B. vivir). Eine Vielzahl häufig
benutzter Verben weist unregelmäßige Formen auf.
In den meisten Ländern Süd- und Mittelamerikas wird Spanisch als Muttersprache gesprochen. Da es sich hierbei um ein großes Gebiet handelt und seit
der Kolonialisierung durch die Spanier bereits Jahrhunderte vergangen sind, weist das lateinamerikanische Spanisch gewisse Abweichungen zum
Kastilischen auf.
Diese sind in der Schrift- und Verkehrssprache nicht allzu groß; die Umgangssprachen und Dialekte der einzelnen Länder unterscheiden sich dagegen
teilweise recht deutlich, und zwar nicht nur in der Aussprache, sondern auch im Vokabular. Nicht zuletzt sind diese Abweichungen auf den (in den
einzelnen Regionen unterschiedlich starken) Einfluss verschiedener indigener Sprachen zurückzuführen.
Einige Wörter haben in Amerika einen Bedeutungswandel durchgemacht, auf grammatikalischem Gebiet sind aber bis auf Besonderheiten in der Verwendung
der Vergangenheitstempora (Dominanz des Indefinido) und den "voseo" in Argentinien und Uruguay, aber auch in Nicaragua oder Guatemala, keine
nennenswerten Veränderungen eingetreten.
Auch wenn Aussprache und Wortschatz in den einzelnen amerikanischen Ländern variieren, kann man doch einige allgemeine Hauptunterschiede
zwischen der Sprache Süd- und Mittelamerikas und dem Kastilischen festhalten:
Typisch für Lateinamerika ist der sogenannte seseo. Während im europäischen Spanisch ein z meist wie ein stimmloses englisches th ausgesprochen wird,
wird es in lateinamerikanischer Aussprache zu einem normalen stimmlosen s-Laut. Dasselbe trifft auf das c vor e und i zu (z. B. in nación).
Diese Aussprache kommt aus dem Südspanischen und hat sich auch deshalb in Lateinamerika durchgesetzt, weil im 16. und 17. Jahrhundert die meisten
spanischen Einwanderer nach Amerika aus dem Süden Spaniens (v. a. Extremadura und Andalusien) kamen.
Je nach Region mehr oder weniger ausgeprägt ist das Verschlucken oder Verändern bestimmter Endungen. Besonders auf Kuba ist dies verbreitet,
weshalb der dort gesprochene Dialekt manchmal als Cubañol bezeichnet wird.
Auch die Tendenz das s anzuhauchen (z. B. "ehtoy" statt "estoy") ist in vielen lateinamerikanischen Ländern vorzufinden und ist ebenfalls
mit dem Andalusischen zu vergleichen. Ähnliche Aussprachephänomene sind auch in Spanien vor allem im unteren Bildungsbereich angesiedelt.
Die Vergangenheitsform Pretérito Perfecto (He comprado) ist unüblich. Stattdessen wird gerade in den unteren Bildungschichten eher das
Pretérito Indefinido verwendet. (Yo compré), soweit man das "Noch-Andauern" einer Handlung nicht explizit betonen will.
Die in Spanien nur als Höflichkeitsform (etwa dem "Siezen" im Deutschen vergleichbar) im förmlichen Umgang verwendete Anrede "usted(es)"
(< vuestra merced, übersetzt etwa: "Euer Gnaden") ist in Lateinamerika die standardsprachliche und allgemein verbreitete Anredeform, ganz
unabhängig von Sprachebene oder Vertrautheit. So wird die 2. Person Plural im amerikanischen Sprachraum überhaupt nicht benutzt und stets
durch die Anrede in der 3. Person ersetzt, an die Stelle des Personalpronomens "vosotros" tritt immer "ustedes". Auch im Singular ist die
Anrede in der 2. Person mit "tú" in vielen Gebieten unüblich (oder gilt als unhöflich) und man greift generell zur 3. Person mit "usted".
Eine grammatikalische Besonderheit der argentinischen, uruguayischen und auch guatemaltekischen Sprachvariante ist der voseo, d. h. anstatt
des Personalpronomens tú wird in der 2. Person Singular vos verwendet. Die Verben werden dann anders konjugiert (beispielsweise vos sos:
"du bist", standardspanisch tú eres).
Je nach Land gibt es auch eine unterschiedliche Anzahl Wörter, die aus den jeweiligen Sprachen der indigenen Völker entliehen wurden.
Einige davon haben auch das europäische Spanisch erreicht. Dazu gehören Begriffe wie Aguacate (Avocado) oder Papa (Kartoffel).
Es gibt viele Abweichungen zwischen dem kontinentalspanischen und dem lateinamerikanischen Wortschatz und überdies auch innerhalb
Lateinamerikas von Land zu Land verschiedene semantische Eigenarten. Sie betreffen aber hauptsächlich die Umgangssprache und Begriffe
des täglichen Lebens. Ernsthafte Verständigungsprobleme zwischen Sprechern aus verschiedenen europäischen und amerikanischen Teilgebieten
des spanischen Sprachraums gibt es deshalb kaum.