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Der geschenkte saure Apfel gilt für Süß.
(Lettisches Sprichwort)



Lettische Sprache

Die Lettische Sprache (lettisch: Latviešu valoda) ist die im Artikel 4 der Verfassung Lettlands verankerte Amtssprache in Lettland.

Allgemeine Beschreibung

Lettisch gehört zur östlichen Gruppe der baltischen Sprachen innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie. In seiner heutigen Struktur ist das Lettische jünger als das verwandte und benachbarte Litauische. Archaische Züge finden sich insbesondere in den traditionellen Volksliedern und Gedichten (Dainas), wo Ähnlichkeiten mit Latein, Griechisch und Sanskrit deutlicher sind. Das Vokabular enthält auch viele Lehnwörter aus dem Deutschen, Schwedischen, Russischen und neuerdings aus dem Englischen. Mit dem Beitritt Lettlands zur EU und der Übersetzung umfangreicher Gesetzestexte zeigten sich Lücken im lettischen Vokabular. Das staatliche Übersetzungsbüro prüft und entwickelt Wortneuschöpfungen.

Das Lettische wird mit lateinischer Schrift geschrieben. Die erste Grammatik des Lettischen (Manuductio ad linguam lettonicam facilis) wurde 1644 von Johann Georg Rehehusen, einem Deutschen, herausgegeben. Ursprünglich wurde eine an das Niederdeutsche angelehnte Orthographie verwendet, Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch in einer radikalen Rechtschreibreform eine annähernd phonologische Schreibweise eingeführt. Diese verwendet einige diakritische Zeichen, vor allem den Überstrich zur Anzeige eines langen Vokals und das Komma unter einem Konsonanten zur Anzeige der Palatalisierung.

Lettland

Lettisch ist eine ausgeprägt flektierende Sprache. Es werden Flexionsendungen verwendet und dafür auf Artikel verzichtet. Auch ausländische Eigennamen bekommen im Lettischen meist eine deklinierbare Endung (im Nominativ -s oder -is für Maskulinum, -a oder -e für Femininum; Namen auf -o werden nicht flektiert). Außerdem werden sie phonologisch in lettischer Rechtschreibung wiedergegeben (z. B. Džordžs V. Bušs für George W. Bush, Viljams Šekspīrs für William Shakespeare). Viele aktuelle lettische Familiennamen, die deutschen Ursprungs sind, gehören ebenfalls zu dieser Gruppe und sind für Deutsche im Schriftbild oft kaum wiederzuerkennen.

Geschichte im 20. Jahrhundert

Mit der Gründung des ersten lettischen Staates 1918 wurde das Lettische erstmalig Staatssprache. Damit verbunden war eine weitgehende Normierung zur Bildung einer Standardsprache.

Während der Zugehörigkeit zur Sowjetunion setzte eine Russifizierung ein. Durch gezielte Förderung der Einwanderung wurde Lettisch fast zur Minderheitensprache in der Lettischen SSR (1990 gab es gerade noch 51 % Lettischsprachige in Lettland, in der Hauptstadt Riga nur noch etwa 30 %). Nach 1991 wurden drastische Maßnahmen eingeführt, um diesen Zustand zumindest teilweise wieder rückgängig zu machen, was auch die Kritik einiger westlicher Länder nach sich zog. Im Jahre 2006 sprachen wieder 65 % der Einwohner Lettlands Lettisch als Muttersprache (insgesamt beherrschen 88 % der Bevölkerung Lettisch), und alle Schulkinder müssen neben ihrer Muttersprache auch Lettisch lernen, sodass man damit rechnen kann, dass in einigen Jahrzehnten Lettisch wieder den Status erreicht haben wird, der anderen Nationalsprachen in Europa vergleichbar ist. In den größeren Städten und insbesondere in den in zur Sowjetzeit entstandenen Trabantenstädten wird Russisch parallel zum Lettischen als Verkehrssprache benutzt.

Seit dem 1. Mai 2004 ist Lettisch eine der Amtssprachen in der EU.

Alphabet und Aussprache

Das lettische Alphabet besteht aus 33 Zeichen:

Konsonanten

b (Deutsch: b) - Beispiel: bērns = Kind
c (Deutsch: z) - Beispiel: cilvēks = Mensch
č (Deutsch: tsch) - Beispiel: čakls =fleißig
d (Deutsch: d) - Beispiel: diena = Tag
f (Deutsch: f) - Beispiel: fabrika = Fabri
g (Deutsch: g) - Beispiel: gribēt = wollen
ģ (Deutsch: etwa dj) - Beispiel: ģimene = Familie
h (Deutsch: ch) - Beispiel: haoss =Chaos
j (Deutsch: j) - Beispiel: jaka = Jacke
k (Deutsch: k) - Beispiel: kakls = Hals
ķ (Deutsch: etwa tj) - Beispiel: ķīmija = Chemie
l (Deutsch: eher dickes l) - Beispiel: labs = gut
ļ (Deutsch: lj) - Beispiel: ļoti = sehr
m (Deutsch: m) - Beispiel: maz = wenig
n (Deutsch: n) - Beispiel: nākt = kommen
ņ (Deutsch: nj) - Beispiel: ņemt =nehmen
p (Deutsch: p) - Beispiel: pazīt = kennen
r (Deutsch: Zungenspitzen-r) - Beispiel: redzēt = sehen
s (Deutsch: s) - Beispiel: sacīt = sagen
š (Deutsch: sch) - Beispiel: šeit = hier
t (Deutsch: t) - Beispiel: tauta = Volk
v (Deutsch: w) - Beispiel: valsts = Staat
z (Deutsch: stimmhaftes s) - Beispiel: zināt = wissen
ž (Deutsch: g) - Beispiel: žurka = Ratte

Der Buchstabe h kommt außer in Fremdwörtern nur am Wortanfang vor.

Vokale

a (Deutsch: a) - Beispiel: akls = blind
ā (Deutsch: a) - Beispiel: ātrs = schnell
e (Deutsch: ä) - Beispiel: ezers = See
ē (Deutsch: ä) - Beispiel: ēst = essen
i (Deutsch: i) - Beispiel: ilgs = lang
ī (Deutsch: i) - Beispiel: īss = kurz
o (Deutsch: uo, o) - Beispiel: ozols = Eiche
u (Deutsch: u) - Beispiel: uguns = Feuer
ū (Deutsch: u) - Beispiel: ūdens = Wasser

Die Vokale mit Makron (also ā, ē, ī und ū) werden lang ausgesprochen, wogegen die normalen Vokale sehr kurz sind, am Wortende meist kaum hörbar.

Das o wird in ursprünglich lettischen Wörtern als Diphthong [uɐ], in Lehnwörtern meist als [o] oder [oː] gesprochen. Da die Diphthonge nicht lang oder kurz sein können, gibt es das o mit Makron in der lettischen Schrift nicht.

Betonung

Im Lettischen liegt die Betonung fast immer auf der ersten Silbe - so wie im Ungarischen. Es gibt wenige Ausnahmen; beispielsweise werden die Floskeln labdien (Guten Tag) und labvakar (Guten Abend), die sich aus den Bestandteilen lab(s) (gut) und dien(a) (Tag) bzw. vakar(s) (Abend) zusammensetzen, auf der zweiten Silbe betont. Weitere Ausnahmen aus der Alltagssprache, ebenfalls mit Betonung auf der zweiten Silbe, sind paldies (danke) und alle mit kaut (irgend-) beginnenden Wörter.

Grammatik

Wie alle baltischen Sprachen, ist auch das Lettische stark flektierend. In einer flektierenden Sprache ändert sich die Gestalt eines Wortes innerhalb diverser grammatischen Kategorien bei der Beugung des Wortes (Deklination, Konjugation, Komparation). Dies geschieht einerseits durch Hinzufügung von Affixen, andererseits durch Veränderung des Wortstammes. Für das Lettische sind diese beiden Flexionsarten charakteristisch, wobei die zweite oft durch die erste bedingt wird; man spricht hier in der lettischen Philologie vom „bedingten“ oder „nicht-bedingten“ Lautwechsel, der recht komplizierte Regeln hat. Der Wortstamm kann im Lettischen sowohl durch Ablaut (z. B.: rakt - roku) als auch durch spezifische Konsonantenveränderung (z. B.: briedis - brieža, ciest - ciešu) verändert werden.

Substantive

Wörter männlichen Geschlechts enden bis auf wenige Ausnahmen immer auf -s, -is oder -us, weibliche Wörter meist auf -a oder -e. Es gibt einige weibliche Wörter, die auf -s enden, z. B. govs ‘Kuh’ oder pils ‘Burg’. Des Weiteren gibt es sehr viele Ausnahmen in der lettischen Grammatik. Bei den Maskulina werden vier Deklinationsklassen unterschieden, bei den Feminina drei; Neutra existieren nicht. Zu den im Deutschen bekannten vier Fällen Nominativ (Nominatīvs), Genitiv (Genitīvs), Dativ (Datīvs) und Akkusativ (Akuzatīvs) kommen noch Lokativ (Lokatīvs) sowie traditionell Instrumental (Instrumentālis) und Vokativ (Vokatīvs). Die letzten beiden Fälle werden in einem Paradigma in der Regel nicht angegeben, da der Instrumental immer mit der Ersatzkonstruktion ar + Akkusativ umschrieben, der Vokativ durch einfaches Weglassen des -s bei Maskulina bzw. des -š oder -a bei Diminutiven gebildet wird.

Verben

Die Verben enden auf -ēt, -āt, -īt, -ot oder -t. In der dritten Person sind die Endungen für Singular und Plural immer gleich. Es gibt drei Konjugationsklassen.
Beispiel: ein Verb aus der zweiten Konjugation, gribāt ‘wollen’

Präpositionen

Bemerkenswert ist, dass auf jede Präposition im Singular ein bestimmter Fall folgen muss (auf pie ‘bei’ folgt beispielsweise immer Genitiv), im Plural hingegen auf jede Präposition der Dativ folgt. In diesem Beispiel heißt „bei dem Freund“ pie drauga, aber „bei den Freunden“ pie draugiem.

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